Dienstag, 9. Juni 2015

Hauptsache Sponsor




Seit einiger Zeit frage ich mich oft, was heutzutage eigentlich einen (guten) Mountainbiker – in unseren Breitengraden eher Radfahrer – ausmacht.

Bevor die Epoche der sozialen Netzwerke anbrach, war es irgendwie anders, „Pro“ zu sein und gesponsert zu werden. Schwieriger. Wertvoller. Beeindruckender. Inspirierender.

Es war schier unmöglich, ein Bewegungslegastheniker zu sein und dennoch das World Wide Web Tag für Tag mit brandheißem, Indoor-generiertem Footage zu versorgen. Man brauchte zum Radfahren einen Helm, Knie- und Schienbeinschoner (ja, so was gab es einmal tatsächlich), einen tauglichen Drahtesel und ein paar Kumpels, die lieber die Schaufeln schwangen, als Vokabeln zu lernen. Die smarte Generation der mobilen Phones macht es uns da heute schon ein wenig einfacher, unser Gegenüber glauben zu lassen, dass wir alle die Derbsten sind.
Um einen Sponsor an Land zu ziehen, braucht man eine Bewerbungsmappe, die wir schnell mit Hilfe von Tutorials zusammenschrauben. Dann erzählen wir hier und da, was wir nicht alles unternehmen, wie episch unsere Abenteuer sind und – zack feddich: Sponsor-Deal.

Natürlich ist es für Firmen einfach, ein, zwei Einheiten ihrer Produkte zu verteilen, wenn sie dafür jeden(!) Tag mit frischen Fotos oder gar Videos versorgt werden. Früher nannte man so was Werbeartikel – heute heißt das Goodies. Ramschige Werbeartikel konnte nie jemand gebrauchen, aber jeder mag Goodies. Aber nur, weil es was für umme gibt, ihr euch damit im Spiegel, Wohnzimmer, der Garage oder mit einem Cappuccino in der Küche vor einem #epischenirgendeindayride ablichtet und der Welt dankt, endlich etwas gesponsert bekommen zu haben, macht euch das noch lange nicht zum Profi. Weder auf und noch viel weniger neben dem Rad. Die Gier, etwas für sein Hobby zum Nulltarif zu erhalten, ist durch den Hype der sozialen Netzwerke schlagartig explodiert.

Aber warum? Ist es so befriedigend, eine Raute vor sein neues Pedal zu setzen, tagein und tagaus sein nächstes Selfie zu planen, um auch ja genügend Likes zu kassieren, damit der „Sponsor-Deal“ nächstes Jahr verlängert wird?

Wenn ein Team um einen legendären Steve Peat, Greg Minnaar und Rat-Boi keinen Eliteteam-Status im Renngeschehen mehr hat, und zwar aufgrund unterschiedlicher Trikot- Sponsoren, dann seid ihr, liebe Instagramer, noch weniger professionell im Rennsport unterwegs. Es kommt nicht nur darauf an, wie man sein mobiles Telefon bedienen kann, sondern auch ein wenig darauf, wie man auf dem Rad unterwegs ist.

Legt mal das Handy zur Seite und geht Rad fahren, ganz ohne Profit und Ehrgeiz, der Härteste zu sein.
Und wenn ihr dann schon mal draußen seid, holt Euch das neue mtb- Heftchen, denn da ist die ganze Wahrheit im Printstile zu lesen. Feinstes Papier versteht sich. 

In diesem Sinne, over and out. C/F/F/P/



6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ein sehr guter Text. Back to the Roots. Geht mal richtig biken und labert nicht nur blöd auf Facebook rum.

Man hat das Gefühl "biken" spielt sich in der heutigen Zeit nur noch über Facebook und sonstige Website s mit bunten Fotos ab.

Was sich aber an Peinlichkeit kaum überbieten lässt:

In deinem Text kann man zu 100% eine Radfahrerin aus Essen wiedererkennen, die meint mit ihrem bunten Vogel Getue und ihren bunten Bildchen, in den Olymp der Top gesponserten Fahrerinnen aufgestiegen zu sein. Dabei hat man sie noch nie wirklich Mountainbike fahren gesehen.

Anstatt sie aber einfach mal still hält, versucht sie dich und deinen Text nachzumachen in dem sie auf ihrem Blog folgenden Satz gepostet hat.

Diese “ich will alles Umsonst, weil ich fahre 5 Rennen im Jahr”, “Geiz ist geil-Mentalität” mit der Präsentation von “wer ist hier der geilste” geht mir schon ne Weile auf’n Keks!

Liebe Jule, zeig uns doch erst mal das Du auch wirklich Mountainbike fahren kannst und nicht nur bunte Fotos machen kannst. In deinem Leben besteht Mountainbike Sport doch nur aus Werbung und Sponsoren.

Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.

Leute geht biken und macht euch weniger Gedanken darüber auch als Werbefigur zu präsentieren.

Anonym hat gesagt…

Da hat einer aber den Nagel auf dem Kopf getroffen was julia schwarz betrifft.
Wer soviel zeit beim posten im internet verplempert der kann auf dem rad sicher nichts und so ist es auch nur gut das sie vom sponsoring weit entfernt ist.

Anonym hat gesagt…

Einerseits, ja: Man kann nicht nur fordern und nichts liefern.

Lustig ist, nebenbei bemerkt, dass viele "Teams" sich die Mentalität, unbedingt zum Profizirkus dazu gehören zu wollen, zueigen bzw. zunutze gemacht haben, indem sich Fahrer "einkaufen" können. Sie sind bereit, sich völlig überteuert Räder, Bekleidung, Startplätze und Trainingslager zu sichern, nur um offiziell Teil eines "echten Teams" sein zu dürfen.

Andererseits bringen Profis - mit passenden Ergebnissen, wohlgemerkt - oft nicht den erwünschten ROI (Return on Investment) für die Hersteller. Ein engagierter Hobbysportler, der sich nicht einbildet, dass seine Leistung relevant wäre, stattdessen aber Zeit und Mühe nicht scheut, wertvolle Öffentlichkeitsarbeit zu leisten, Medienpräsenz und vor allem Kontakte mitbringt, Begeisterung transportiert und Leute für den jeweiligen Sport begeistert, ist hingegen sehr viel wert, sowohl menschlich gesehen (sofern das Ganze ehrlich ist) als auch für den Sport UND insbesondere für den bzw. die Hersteller.

In Deutschland noch etwas stiefmütterlich behandelt, sind es genau diese "Botschafter", die in vielen Ländern massiv zum Erfolg großer Marken beitragen (u. a. Specialized, Rapha, Clifbar,....) Allerdings darf man hier nicht wahllos jeden Sportler unterstützen und sich auch durch vermeintlich gute Ergebnisse ("Beinahe-Profi") nicht beeindrucken lassen. Auch hier gibt es allzu viele Beispiele von Leuten, die tolle Ergebnisse einfahren und dennoch für ihre Sponsoren quasi-wertlos sind.

Von daher ist Ihre Kritik zwar durchaus angebracht, nicht aber das (u. a. in den Kommentaren) "Bashing" von Leuten wie Jule Schwarz, die sehr wohl ein Sponsoree ist, die "ihr Geld" (wiewohl ich bezweifle, dass sie auch nur annähernd das bekommt, was sie tatsächlich investiert) wert ist. Wer etwas vom Markt versteht, wird das nachvollziehen können.

Traurig, aber nur ein Zeichen dafür, dass das nicht aus der Luft gegriffen ist, ist der Neid vieler. Wenn es so einfach wäre, sich Sponsoren "zu erschleichen", obwohl man es nicht wert ist, dann geht doch einfach selbst den gleichen Weg und schaut, ob ihr mithalten könnt....

Anonym hat gesagt…

In welche Teams kann man sich einkaufen? Das will ich auch!!!! Das kann ja mal einer versuchen, ganz sicher klappt das nicht!
Ich biete 2 Millionen Euro für Astana und wette das klappt nicht obwohl die das Geld gebrauchen können!
So ein blödsin!
Frauen schlagen sich hoch und Männer kaufen sich ein oder wie?
Das sagen immer die, die es anders nicht schaffen!
Selbst in Continental Teams kann man gut Geld verdienen, aber wieso einkaufen wenn man hinterher wieder gutes Gehalt bekommt?
Demnach muss ja der Einkauf höher als das Jahresghehalt sein, also um 30.000 Euro!
Und wer es übrig hat, okay aber Sinn würde das nicht machen!
So ein blödsinn!!!

Anonym hat gesagt…

Also das mit dem Neid musst Du mal genauer erklären!
Neidisch worauf?
Auf Aufkleber, ab und zu ne Socke, einen Schlauch oder einen Scheiss Rahmen zum Special Price?
Versteh ich nicht! Neidisch auf Übergewicht weil andere mehr am Schreibtisch statt im Sattel sitzen?
Das nimmt ja Ausmaße an, das hat alles nix mit diesem ollen Artikel zu tun.
Es klingt nur als würde jmd eine Seilschaft mit dieser Frau pflegen und sich entschuldigen für etwas.

Und wer behauptet das sich jmd wo einkauft hat von der marterie gar keinen Plan, da jedes Team verpflichtet ist Gehalt zu zahlen, nachweislich zmdst ab UCI Continental Kategorie, darunter sind eben nur irgendwelche RG's und von denen spricht wohl niemand.
Und was hat all das mit diesem Artikel zu tun?

Manche fahren wie blöd durch Deutschland von Nord nach Süd andere im Kreis und andere Giro,Tour, Vuelta und Klassiker und am Ende fahren alle Rad, bekommen Knete dafür außer diese Frau.

Anonym hat gesagt…

ihr erfolgsverhetzten gesellschafter.
Pfui, Dein Plog ist supported by...
warum nicht einfach bedingunglos Radfahren gehen, warum kein bedingungloses Grundeinkommen?
der punkt ist, Ihr seid alle erfolgsverseucht... und des Kapitalismus´s Opfer...
der Drang und zwang goodies oder sponsoring zu bekommen genauso wie der Marktwerkt von Sozialnetzversteherinnen: alles ist schäbig und lenkt ab vom Fokus, von der eigentlichen Motivation. Da hilft kein Dissen.
Die Produktivität bei Instagram wird mehr geschätzt als die Leistung eines Sportlers, der seine ganze Disziplin und seinen Ehrgeiz in sein "Beruf" stecken möchte.. er hatte leider nicht die Fähigkeiten für den Markt o_0
das Problem ist nicht der ubiquitäre Sponsoring- gibmirwas Umsonst-Sportler, der sich freiwillig aller Persönlichkeitsrechte entledigt... Es ist das System. Der durch-und-durch-Ehrgeiz, der nur Erfolg und Freude gegen Bezahlung verspricht..
Nicht eine einzelne Jule oder ein einzelner armer einkommensloser Profisportler... dessen Vertrag leider nicht verlängert wurde . RettBuliOoproheros... der life-style kapitalismus, yihaa!

Wir sind keine Freunde, wir sind Marktkonkurrenten... Soviel zu der Familie MTB :D
Ihr müsst euch überdenken, statt haten.
Bring mal wieder Kekse für umsonst von Mutti und nicht von Povverbart